Artikel aus der Stuttgarter Zeitung

Tolle Nachrichten aus der Weinbranche!
In Murr gibt es ein junges Weingut, das unglaublich gute Tropfen produziert.

Egal, wo man auch unterwegs ist, selten kriegt der Mensch gute Neuigkeiten aus der Weinbranche zu hören. Am Wochenende habe ich bei einem Fest geholfen, und der Moment war eigentlich prädestiniert für eine gute Nachricht. Die Sonnen schien. Die Weinberge erhielten in den vergangenen Wochen genügend Wasser. Und mir erzählte ein Mann vom Fach, es gäbe sehr viele Weinfeste an diesem Wochenende. Die Betriebe müssen ihre Keller leer bekommen, der nächste Herbst steht vor der Tür. Und der Absatz ist derzeit sehr, sehr schleppend. Ein befreundeter Weinhändler sagte mir drei Tage zuvor, die Menschen hätten offenbar aufge-hört, Wein zu trinken! Auf dem Fest wurde ich eines Besseren belehrt. Weshalb ich ent-schied, künftig mehr Positives zu schreiben.
Zum Beispiel über meine neueste Entde-ckung, das Weingut Schüle in Murr. Dies ist eine Geschichte, die fast zu schön ist, um wahr zu sein. Dort hat sich ein junger Mann vor ein paar Jahren in die Selbstständigkeit gewagt. Anfangs wurde Marcel Schüle zwar von Corona abgestraft, dies brachte ihn aber nicht von seiner Linie ab, er machte aus dem Betrieb seiner Eltern ein neues, schickes, ambitioniertes Weingut. Weil er mit dem Weinvirus infiziert worden ist, das ist die Krankheit, die einen guten Erzeuger aus-macht. Eingefangen hat er sich das Virus vielleicht auch während seiner Ausbildung; im Weingut Aldinger bereitete sich Marcel Schüle auf seine Ausbildung zum Techniker vor und arbeitete später noch als Geselle dort. In dieser Familienharmonie reifte die Entscheidung: „Nur Trauben zu erzeugen, war mir einfach zu wenig.“ Also stürzte sich der Vater von zwei kleinen Kindern in sein Abenteuer. Fünf Hektar bearbeitet er, eineinhalb davon baut er selbst aus. Nach der Art seines Lehrherrn. Die Weine sind tatsächlich allererste Klasse. Mit der Reserve startete Marcel Schüle gleich im absoluten Spitzensegment, sein Lemberger löste in unserer Runde Begeisterung aus. Fruchtie. pfeffrig, strahlend klar.
Für Lemberger ein echter Referenzwein. Und für die Liebhaber guter Weine eine echt gute Neuigkeit, ein Sonnenstrahl nach langen Regenwochen.
Das Urteil der Weinrunde:
– Holger Gayer Weich und geschmeidig ist dieser Lemberger mit sehr schönen Aromen von Brombeere und Schokolade. Da stimmt der Gesamteindruck – und das alles zu einem fairen, angemessenen Preis.
– Kathrin Haasis Solche Neuzugänge kann Württemberg gebrauchen. Der Lemberger ist spitze, das Bukett fruchtig, leicht erdig, der Wein ist würzig und kräftig, der Abgang wunderbar lang anhaltend.
→ 2023er Lemberger, 16 Euro, Weingut Schüle, Schafbergweg 2, Murr, Telefon 071 44 / 889 25 42. www.weingut-schuele.de